Alles für den Eishockeysport
Kunst und Sportklassen Thun

Alles für den Eishockeysport

Aus dem Alltag von K+S-Schülern aus dem Bereich Eishockey
5.30 Uhr: In Interlaken Ost macht sich zum ersten Mal die Weckfunktion des iPads bemerkbar. Doch ans Aufstehen ist noch nicht zu denken: Finn reizt die Zeit in den Federn bis zum letzten Moment aus. Nach anfänglichen Schwierigkeiten schafft es auch Noël in Unterseen inzwischen um 5.45 Uhr aus dem Bett. Ein paar Löffel Müsli oder Cornflakes, eine warme Schoggi, ein Schluck Milch und ab geht’s um 6.30 Uhr mit Bus und Zug in Richtung Thun.
In Unterlangenegg kann sich Cédric derweil noch einmal genüsslich im Bett zusammenrollen. Sein Tag beginnt erst um 6.30 Uhr, da er mit seinem Vater nach Thun fahren kann, der dort beruflich zu tun hat.
Den drei Oberländer Mini Top Spielern des EHC Thun ist eines gemeinsam: Sie träumen von einer Karriere im Profisport. Fragt man sie nach ihren Vorbildern, fallen klangvolle Namen wie Sidney Crosby oder Patrick Kane. Deshalb haben sie sich für die Kunst- und Sportklassen Thun beworben und besuchen dort in der Progymatte seit einem bzw. zwei Jahren die Oberstufe.
Ein Traum? Man sollte es meinen, doch die Anforderungen haben es in sich: So weist Jürg Schmid, Koordinator der Kunst- und Sportklassen Thun und somit Schnittstelle zu den Sportvereinen, interessierte Schüler und Eltern bereits am Informationsabend eindringlich darauf hin, dass das anspruchsvolle Wochenprogramm ohne den Leistungswillen des Schülers und das positive Engagement der Eltern nicht zu stemmen ist. Selbständigkeit, Eigenverantwortung, Zuverlässigkeit und Disziplin - sowohl im schulischen als auch im sportlichen Bereich - sind angesichts des stundenmässig umfangreichen Wochenpensums wichtige Eigenschaften eines (zukünftigen) K+S-Schülers. Sportliche Voraussetzung für die Aufnahme in eine K+S-Klasse ist im Bereich Eishockey die Swiss Olympic Talent Card regional (U13 Auswahl KBEHV).
Im Gegenzug erhalten die Schüler massgeschneiderte Bedingungen, um Schule und Sport optimal zu verbinden. Dazu gehören unter anderem ein auf ihre Trainingszeiten abgestimmter Stundenplan, individuelle Förderung sowie Begleitung bei der Berufs- und Karriereplanung.
Noël, Cédric und Finn haben sich auf das Abenteuer eingelassen. Ihre Schulwoche beginnt am Montagmorgen bereits mit einem ersten Koordinationstraining. Zusätzlich zu den 4 Abendtrainings mit ihrer Mannschaft sowie einem Match am Mittwoch oder am Wochenende, stehen sie dienstags bzw. donnerstags über Mittag nochmals auf dem Eis. Gegessen wird aus der Tupperdose, in der Tagesschule oder auf der Eisbahn. Ab und zu liegt auch mal ein Dürüm vom Lieblingsdönerstand drin. Hausaufgaben werden in den Freistunden im eigens dafür geschaffenen Aufgabenraum oder abends nach den Trainings erledigt. Stehen Proben an, geht bei Finn auch schon mal die Zeit im Zug für die Wiederholung des Stoffs drauf.
Viel Zeit für andere Hobbys bleibt da nicht. Die wenige Freizeit verbringen alle drei beim Chillen, Musikhören oder - wen wundert’s – am liebsten mit ihren Kollegen im  freien Eislauf. Auch die Familie kommt manchmal etwas zu kurz. Doch gerade ihr kommt die wichtige Rolle zu, mit positivem Input dabei zu helfen, den Frust über Misserfolge zu verarbeiten oder Formtiefs zu überwinden. Oder abends um 21.30 Uhr nach Rückkehr aus dem Training noch ein Sandwich zu schmieren und das «Hockeypyji» zu waschen, damit am Morgen alles bereit liegt für den nächsten Einsatz. Denn um 5.30 Uhr klingelt der Wecker.
 
Text:
Bettina Fuchs



Cédric, Noël und Finn